In diesem Artikel möchte ich in diesem Zusammenhang auf das Konzept des „Growth Mindset“ eingehen, entwickelt von der amerikanischen Psychologin Carol Dweck. Es beschreibt die Überzeugung, dass Fähigkeiten und Intelligenz durch Anstrengung und Lernen entwickelt werden können.
Diese Denkweise steht im Gegensatz zum „Fixed Mindset“, das davon ausgeht, dass Intelligenz und Fähigkeiten angeboren und unveränderlich sind. Dieses „statische Denken“ sieht Fehler und Herausforderungen oft als Bedrohung für das Selbstbild.
Nicht nur im Bereich des Lernens hat das Wachstumsdenken einen positiven Effekt auf Menschen, sondern in allen Bereichen des Lebens. Dazu gehören unter anderem:
Lernbereitschaft: Menschen mit einem Growth Mindset sind offen für neue Informationen und Erfahrungen und sehen diese als Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung. Lernen wird nicht als Last, sondern als Chance empfunden, die mit Freude ergriffen wird.
Umgang mit Fehlern: Im Growth Mindset werden Fehler als Helfer betrachtet, zu lernen und sich zu verbessern. Sie dienen als Feedback, das wertvolle Erkenntnisse liefert. Menschen mit Wachstumsdenken wissen, dass Fehler zum Leben dazugehören und empfinden sie nicht als Versagen oder Niederlage, sondern als Hilfe und Anregung.
Persistenz und Durchhaltevermögen: Bei Rückschlägen geben Menschen mit einem Growth Mindset nicht auf, sondern versuchen, neue Strategien zu entwickeln und dran zu bleiben. Es ist völlig normal, dass nicht alles auf Anhieb perfekt funktioniert – wir sind keine Maschinen. Hürden sind dazu da, sie zu überwinden und nicht vor ihnen stehen zu bleiben.
Anstrengung und Einsatz: Anstrengung wird als notwendiger Bestandteil des Lern- und Wachstumsprozesses anerkannt. Im Gegensatz zu Menschen mit starrem Denken hat das Wort Anstrengungsbereitschaft keinen negativen Beigeschmack, sondern gehört einfach dazu. Durch intelligentes, effektives, effizientes und gezieltes Arbeiten werden Ziele schneller und leichter erreicht.
Positive Einstellung gegenüber Herausforderungen: Herausforderungen werden als Gelegenheit betrachtet, verborgene und neue Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Menschen mit einem Growth Mindset sind oft bereit, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, weil sie wissen, dass Lernen und Weiterentwicklung häufig außerhalb dieser Komfortzone passieren.
Erhöhte Lern- und Leistungsfähigkeit: Menschen mit einem Growth Mindset tendieren dazu, besser in der Schule, im Beruf und in anderen Bereichen des Lebens abzuschneiden. Die Gründe dafür sind eine erhöhte Anstrengungsbereitschaft, Durchhaltevermögen, ein positiver Umgang mit Fehlern und Herausforderungen sowie eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber dem Lernen.
Bessere Stressbewältigung: Durch die positive Einstellung gegenüber Herausforderungen und Rückschlägen fällt es leichter, mit stressigen Situationen umzugehen. Das reduziert Blockaden, die durch Stress und Ängste entstehen.
Förderung von Kreativität und Innovation: Offene und flexible Denkweisen ermöglichen es, kreativere Lösungsansätze zu finden und innovativer zu sein. Dadurch sind Menschen mit einem Growth Mindset in der Lage, außergewöhnliche und deutlich bessere Leistungen in Schule, Universität und in Unternehmen zu erbringen.
Förderung von Beziehungen und Zusammenarbeit: Ein Growth Mindset fördert eine kooperative und unterstützende Umgebung, in der Teamarbeit und gegenseitige Hilfestellung geschätzt werden. Das fördert das Wir-Gefühl und schafft eine Atmosphäre von Wertschätzung, Kreativität, Motivation und steigert dadurch die Leistung aller Teammitglieder.
Dass ein auf Wachstum ausgerichtetes Denken positive Effekte auf unser Lernen und auf viele andere Bereiche unseres Lebens hat, wissen wir nun. Doch wie schaffen wir es, ein Growth Mindset zu entwickeln und damit unsere innere Haltung positiv zu beeinflussen?
Selbstreflexion: Hinterfragen Sie Ihre eigenen Glaubenssätze über Fähigkeiten und Intelligenz. Glauben Sie, dass Sie sich verbessern können? Identifizieren Sie Bereiche, in denen Sie vielleicht ein Fixed Mindset haben.
Fehler annehmen und daraus lernen: Akzeptieren Sie Fehler als Teil des Lernprozesses. Analysieren Sie, was an welcher Stelle nicht optimal gelaufen ist und überlegen Sie, wie Sie es beim nächsten Mal besser machen können.
Anstrengung und Prozess betonen, nicht das Endergebnis: Fokussieren Sie sich mehr auf den Prozess und die Anstrengung, die Sie investieren als auf das Endergebnis. Loben Sie sich und andere für den Einsatz und die Bemühungen, unabhängig vom Ergebnis.
Positive, ermutigende Sprache verwenden: Verwenden Sie eine positive Sprache, um sich selbst und anderen zu versichern, dass Weiterentwicklung und Wachstum möglich sind und dass Sie an Ihre eigenen Fähigkeiten und die anderer Menschen glauben.
Kontinuierliches Lernen und Weiterbildung: Suchen Sie aktiv nach Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Weiterbildung. Nehmen Sie an Kursen teil, lesen Sie Bücher oder suchen Sie sich Mentoren, die Ihnen helfen können, zu wachsen.
Ein Growth Mindset fördert die Überzeugung, dass Anstrengung und Ausdauer zu Verbesserungen führen. Diese Denkweise motiviert Lernende und Mitarbeiter, Herausforderungen anzunehmen, Rückschläge als Lernmöglichkeiten zu sehen und ihre eigenen Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Studien zeigen, dass Schüler mit einem Growth Mindset in der Regel besser mit Misserfolgen umgehen können und langfristig erfolgreicher sind.
Im Gegensatz dazu kann ein Fixed Mindset dazu führen, dass Herausforderungen vermieden werden, aus Angst zu scheitern oder als unintelligent wahrgenommen zu werden. Diese Angst und Haltung gegenüber Fehlern und Herausforderungen können zu einer verminderten Anstrengungsbereitschaft führen, nach dem Motto „Es bringt doch sowieso nichts, wenn ich mich anstrenge“. Ein Fixed Mindset kann daher das Lernen behindern und das Potenzial von Schülern, Studierenden, Auszubildenden und Mitarbeitern einschränken.
Feedback fokussieren: Geben Sie spezifisches Feedback, das den Lernprozess und die Anstrengung betont. Anstatt nur das Endergebnis zu bewerten, loben Sie die Strategien und die Ausdauer, die Ihr Schüler bzw. Mitarbeiter gezeigt hat.
Fehler als Lernchancen nutzen: Schaffen Sie eine Lernkultur, in der Fehler willkommen sind und als Gelegenheit betrachtet werden, etwas Neues zu lernen. Ermutigen Sie Ihre Schüler und Mitarbeiter, aus ihren Fehlern zu lernen, anstatt sich vor ihnen zu fürchten.
Ziele setzen: Helfen Sie Ihren Schülern und Mitarbeitern dabei sich realistische, herausfordernde, aber erreichbare Ziele zu setzen. Ein Growth Mindset betont die Bedeutung der kontinuierlichen Verbesserung und das Setzen von Zielen ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses.
Selbstreflexion fördern: Ermutigen Sie Ihre Schüler, Azubis oder Mitarbeiter, über ihre Lernprozesse nachzudenken. Fragen Sie sie nach den Strategien, die sie verwendet haben, und wie sie sich weiter verbessern können. Dies stärkt das Bewusstsein für den eigenen Lernprozess und fördert die Entwicklung eines Growth Mindsets.
Eigenes Verhalten reflektieren: Als Lehrender bzw. als Führungsperson sollten Sie regelmäßig Ihre eigene Haltung und Sprache reflektieren. Fragen Sie sich, ob Sie ein Growth Mindset vorleben und wie Sie andere am besten unterstützen können.
Das Entwickeln eines Growth Mindsets kann tiefgreifende positive Auswirkungen auf unsere persönliche und berufliche Entwicklung haben. Es ermöglicht uns, Herausforderungen mit mehr Selbstvertrauen und Widerstandskraft zu begegnen und kontinuierlich zu lernen und zu wachsen. Indem wir unsere Denkweise ändern und uns auf den Prozess des Lernens und der Verbesserung konzentrieren, können wir unsere Fähigkeiten und unser Potenzial voll ausschöpfen.